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Banja... schwitzen wie in der Sauna. Nur krasser! Live

24. Februar 2015

Vor ein paar Tagen war ich in einer echten russsichen Sauna, also in einer Banja.
Wer glaubt, er sei ein erprobter Sauna-Gänger, den nichts mehr an Hitze erschüttern könne, sollte unbedingt eine Banja ausprobieren. Deutlich über 100 Grad Celsius... das ist schon ein Erlebnis! Die Russen lächeln milde über die Finnen mit ihren "warmen Hütten".

In einer Banja hüllt man sich am besten in ein großes Baumwoll-Tuch und setzt einen Banja-Hut auf. Der ist aus Filz, sieht einigermaßen lächerlich aus, nutzt aber viel, denn er schützt den Kopf vor der großen Hitze. Die Banja, die ich besucht habe, liegt in der Moskauer City, in Kreml-Nähe. Angeblich wird hier nicht nur geschwitzt, sondern hier werden auch Politik und Geschäfte gemacht.

Banja macht gute Laune!



Das Interieur ist gediegen, der eigentliche Schwitzort ist zweistöckig und wenn der traditionelle Holzofen im unteren Teil so richtig angeheizt wird, sollte  man sich im oberen Bereich flach auf den Boden legen, eingehüllt in das Laken, damit die Hitze nicht direkt auf die Haut kommt. Ich habe noch nie eine solche Hitze erlebt und habe mir ernsthaft Sorgen gemacht, was die Eiweißverbindungen in meinem Körper zu diesen Temperaturen sagen.

Nach 10 Minuten raus

Nach etwa zehn Minuten war ich die vorletzte, die die Banja verließ, allerdings eher kriechend, denn wer aufsteht, den erschlägt die Hitze noch mal mehr. (Physik lässt grüßen! :-))

Danach muss man sich auf eine Liege in einem Vorraum der Banja legen und wird abwechselnd mit laufwarmen und eiskalten Wasser aus großen Holzkübeln übergossen.
Das machen Swetlana - auf dem Foto links - und ihre Kollegin. Von ihnen sollte man sich etwas später auch noch mit Birken- oder Eichenzweigen "abklopfen" lassen. Das Schlagen mit den jetzt im Winter getrockneten Zweigen hat Swetlana soll "die Durchblutung" anregen. Die Prozedur ist allerdings kein weichgespülter europäischer Wellness-Muschebubu, sondern da wird schon ordentlich zugelangt!

Banja ist wirklich wichtig!

Ein Banja-Besuch ist etwas sehr Wichtiges in der russischen Gesellschaft. In der Banja trifft man sich, hier verbringt man etliche Stunden. Es wird Tee serviert und in vielen Banjas ist gleich nebenan auch ein Restaurant. Dort sitzt man dann zwischen den Sauna-Aufgüssen - die durch lautstarkes und energisches Rufen angekündigt werden - und isst und trinkt. Übrigens meistens traditionell russische Speisen, wie Blinis (Eierpfannkuchen) mit Kaviar oder Borschtsch (Rote Beete-Eintopf).

Übrigens gibt es in der Banja eine Männer und eine Frauen-Welt. Undenkbar, dass Männer und Frauen gemeinsam in die Banja gehen! Geschäftsleute treffen sich hier und besprechen die nächsten Deals. Im Banja-Restaurants laufen die Nachrichten-Kanäle des russischen Fernsehens und da sitzt man dann also im Bademantel, mit nassen Haaren und geröteter Haut und diskutiert über die wirklich wichtigen Dinge des Lebens, von der Krim, über die EU-Sanktionen bis zu den Fortschritten der Kinder in der Schule. Das ganz normale Leben.

Nackheit schafft Nähe, das gemeinsame Schwitzen verbindet Menschen und das wird seit jeher in Russland kultiviert. Angeblich wird in der Banja auch Wodka getrunken. Das habe ich nicht erlebt. Vielleicht machen das nur die Männer... Ich jedenfalls kann mir absolut nicht vorstellen, wie Menschen bei dieser marzialischen Hitze noch Alkohol trinken können!

Am Ende, nach gut vier oder fünf Stunden in der Banja, wird man verabschiedet "С лёгким паром!“ (Herzlichen Glückwunsch zur Banja! Wobei „S ljogkim parom!“ genau genommen „Mit leichtem Dampf!“ bedeutet). Diese für uns sehr ungewöhnliche Gratulationsformel nach der Sauna kennt jeder Russe. Es bedeutet auch, dass man nach der Banja irgendwie beschwingt ist, dass das Leben danach besser und befreiter weitergeht.

Das können viele Menschen in Russland gut gebrauchen.


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