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Spargelspinne

Cobbel | 24. April 2015

Spargel ist eine Diva.
Sie schmeckt nur dann gut, wenn sie nicht holzig ist und zudem gut geschält.
Das Schälen indes bereitet keine Freude. Gar keine. Als Spargelnichtbescheidwisser weiß man schon nicht, wo man anfangen soll, ob oben oder unten.
Oben beginnend, fuddelt man stets unterhalb des Spargelkopfes herum, um die kleinen Spargelschuppen zu entfernen. Pro Stange dauert das etwa drei Stunden.

Beginnt man unten, erwischt man zwar stets die volle Ladung Schuppen, schubbert aber gleichwohl das Köpfchen ab. Und ganz besonders beim Spargel gilt natürlich: Bloß nicht den Kopf verlieren!

Die im Internet kursierenden Tipps sind die übliche Lügenpresse und frustrieren, statt zu helfen.
Da steht dann ein Profikoch und schält fünfzehn Kilogramm Spargel in dreißig Sekunden. Kann nicht stimmen. Es gibt gar keine Köche.

Aber auch, wenn das entschuppte Kraut dann irgendwann verzehrbereit auf dem Teller liegt – wir wissen ja praktisch überhaupt nichts über die Herkunft und Heimat und Vorgeschichte des Spargels.

Bis jetzt!

Unterwegs bei Cobbel in der Altmark nämlich, einem Spargelparadies erster Güte, sah ich links und rechts von der Straße Spargelfelder vorbeifliegen. Und auf diesen Spargelfeldern standen merkwürdige Maschinen:

Spargelspinne in Cobbel
via YouTube

Hab‘ ich angehalten und zufällig auch noch Spargelbauer Ruhnke getroffen, der mir die Maschinen erklärt hat:

1. Die Spargelspinne fährt gewissermaßen wie eine Magnetschwebebahn über den Spargeldamm. Der Spargeldamm ist der längliche Erdhaufen, in dem der Spargel wächst.

2. Während die Spargelspinne über den Spargeldamm fährt, hebt sie auf der einen Seite die Folien an, die den Spargeldamm bedecken.

3. In der Mitte kann der Spargelstecher kontinuierlich ernten.


4. Auf der anderen Seite senkt die Spargelspinne die Folie wieder ab, ordentlich auf den Spargeldamm.


Warum liegen die Folien auf dem Spargel? Weil es der Spargel warm haben will. Kleine Frostbeule.
Und das neue Modell der Spargelspinne, die Spargelbauer Ruhnke auf seinem Felde hat, ist fortschrittlich.


Auf dem Spargeldamm liegen nämlich nicht nur eine, sondern zwei Folien.
Eine weiße, direkt auf dem Damm. Und eine durchsichtige, hochgehalten von Metallstreben. Dadurch hat es der Spargel noch wärmer, weil sich zwischen den beiden Folien tagsüber ein warmes Luftpolster bildet.

Und die Spargelspinne kann beide Folien gemeinsam lupfen und wieder absenken. Mit den älteren Modellen ging das nicht. Das ist nun ein großer Erntevorteil, der die mühselige Spargelstecherei nicht mehr ganz so mühselig macht.

Aber immer noch mühselig genug.
So, wie das Schälen.

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