Von Kerstin Palzer | 13. Dezember 2013
Um es gleich vorweg zu sagen: Ich gehe gern ins Theater. Ich mag Kultur, ich schätze moderne Inszenierungen, ich höre gern klassische Musik. Und ich finde es auch gut, dass die Kulturschaffenden in unserem Land sich wehren, wenn es an ihr Budget gehen soll. In den letzten Wochen habe ich mehrmals erlebt, wie kreativ, lautstark und bunt Protest gegen politische Pläne aussehen kann. Es hat schon was, wenn man im Landtag sitzt und Musiker mit ihren Instrumenten, mit Pauken und Trompeten das Gebäude umrunden. Und das hat natürlich auch Wirkung gehabt. Klasse!
Aber: wenn jetzt Kulturschaffende die Proteste für die Kulturlandschaft in Sachsen-Anhalt gleichsetzen mit den Demonstrationen im Herbst 1989, wenn jetzt ein Theater-Intendant auf twitter schreibt, dass Demonstranten wohl demnächst nachts aus ihren Häusern geholt werden und verschwinden, dann überspannt man – zumindest aus meiner Sicht – den Bogen.
Im Landtag spricht die Volksinitiative „Kulturland Sachsen-Anhalt“. Opernsänger Olaf Schöder findet deutliche Worte, alle Medien berichten ausführlich darüber. Auf twitter lese ich, dass verschiedene Gruppen in dem Fehler eines Abgeordneten, den Nachnamen des Redners mit einem „r“ zu ergänzen, Olaf Schöder also zu Olaf Schröder zu machen, ein Beweis für die Ignoranz des Parlaments sei. Und dann kursieren auf facebook und twitter auch noch Hinweise, dass der Landtag sich weigert, Besucher reinzulassen und das Parlament dies mit dem Argument „erkläre“, die Besuchertribühne sei wegen Bauarbeiten gesperrt. Absurd sei das!
Nun ja… die Besuchertribühne ist seit Monaten gesperrt, der Landtag wird umgebaut. Das ist seit Monaten so, das ist kein Geheimnis und das weiß auch jeder, der ab und zu im Landtag zu tun hat. Nicht alles, was mit Politik zu tun hat, ist bösartig gegen Menschen gerichtet. Auch das gehört zur Wahrheit dazu.