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Fehlende Distanz? Live


Vor einigen Wochen haben wir über den Verein "LEO - Gesellschaft für Lebensorientierung"  in Bennungen bei Sangerhausen berichtet. Dort kann man Seminare besuchen, die unter anderem auch Homosexuellen "helfen“ sollen, ihre "Orientierung“ zu überwinden. Homosexualität sei eine Art psychische Krankheit, vergleichbar mit Depressionen.
Unterstützt wird Leo auch von namhaften CDU-Politikern, Ex- Ministerpräsident Christoph Bergner zum Beispiel  ist nach wie vor im Kuratorium von "Leo“ und sieht da auch bis heute kein Problem.

Am Wochenende gab es in Halle eine Veranstaltung des Kinder- und Jugendrates. Politik sollte als Rateshow präsentiert werden. (Junge) Vertreter aller Parteien waren eingeladen, die CDU schickte niemanden.

Auf der facebook-Seite des CDU-Stadtrates Roland Hildebrandt äußerte sich dann ein "Sven Pe“, selbst CDU-Mitglied, über die Veranstaltung der Stadt Halle. Die gefiel "Sven Pe“ nämlich gar nicht und über die jungen Leute, die dabei waren, schreibt er:
"Die haben mit dreizehn das erste Mal Sex, aber mit Anfang zwanzig keine Ahnung von Politik und/oder Wirtschaft. (…) Wir züchten uns zunehmend eine psychisch auffällige und stark labile Gesellschaft heran. Vaterlandsliebe und Wehrhaftigkeit sind out, Poposex mit Homos und Schwänze lutschen dafür voll cool. Abartiges Deutschland.
Mittlerweile ist dieser Eintrag von der facebook-Seite gelöscht.

Dennis Helmich von Bündnis90/DIE GRÜNEN war auch bei der Veranstaltung in Halle. Er schreibt über die Äußerungen des Sven P.: „Die CDU muss sich fragen, ob sie dieses homophobe und nationalistische Gedankengut in ihren Reihen bei ihren Grundwerten vereinbaren kann. Nicht zuletzt hat die Debatte um den Verein "LEO" in Bennungen und die Mitwirkung einiger hochrangiger CDU-Funktionäre in diesem Verein uns allen gezeigt, dass Homophobie ein wohl omnipräsentes Problem der CDU zu sein scheint.

Ist das so? Oder muss eine Volkspartei wie die CDU nicht auch aushalten können, dass sich Partei-Mitglieder "daneben benehmen“?
Dies allerdings würde voraussetzen, dass die Mehrheit - und vor allem die entscheidenden Stimmen in der CDU - Bemerkungen wie sie ein Herr Sven P. äußert, auch als falsch und diskriminierend empfindet.
Marco Tullner, Staatssekretär im Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium, aber in diesem Fall vor allem Kreisvorsitzender der CDU Halle, findet klare und abgrenzende Worte, als ich mit ihm über diesen Vorfall spreche.

Tullner sieht die Gefahr, dass hier junge nationalkonservative Männer mit homophoben Thesen sich in der CDU sammeln und er sagt klar, dass ihm das nicht gefällt. Eigentlich hätte der CDU-Stadtrat, auf dessen facebook-Seite sich das ganze abgespielt hat, gleich reagieren müssen. Ein klares Veto für solche dummen Parolen. Da kam aber nichts. Und von der Parteiführung auf Landesebene auch nicht.
Schade!

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