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Moderner in den Tod Live

Von Kerstin Palzer | 16. Mai 2014

Es ist Freitagnachmittag, draußen scheint die Mai-Sonne und innen im Landtag geht es um Leichen und um Gräber. Die Abgeordneten reden über die „Modernisierung des Bestattungsgesetzes“. Soll es eine Pflicht zum Sarg geben? Müssen alle Urnen auf dem Friedhof vergraben werden oder geht das auch zuhause im Garten?
 
Mal ganz ehrlich, das sind nicht gerade Themen, die einen glücklich machen. Hoch emotional sind sie aber doch. „Es ist einfach ein gebogeneres Gefühl für mich, diese Vorstellung, dass jemand im Sarg liegt, als einfach nur so begraben oder verbrannt“, sagt mir Katrin Budde von der SPD. Und die evangelische Bischöfin (nur zu Gast im Landtag) gibt zu bedenken, dass wir – bei aller Trauer - auch Abstand finden sollten zu unseren Verstorbenen, und ob man das könne, wenn die Urne der verstorbenen Liebsten zuhause steht, das bezweifele sie.
 
Man merkt, das Thema geht uns alle an, deshalb finde ich es auch gut, dass sich der Landtag damit befasst. Und bei allem Ärger um´s Sparen, um Schulen und Polizisten und um die Theater, hierbei gab es heute keinen Streit. Selbst wenn Cornelia Lüddemann von Bündnis 90/DIE GRÜNEN keinerlei Grund sieht, warum man Muslimen auch hierzulande verwehren sollte, ihre Angehörigen nur in Tüchern gehüllt zu bestatten und Jürgen Scharf von der CDU das anders sieht.
 
Eva von Angern von den LINKEN fragt sich, warum ausschließlich der Staat darüber entscheiden darf, was nach ihrem Tod mit ihrer Asche passieren soll und warum es erlaubt ist, dass die Asche Verstorbener in den Schweizer Alpen verstreut wird, dies aber im Harz oder über der Elbe nicht erlaubt ist.
 
Tja, warum ist das alles so? Traditionen, Religiöse Bedürfnisse oder nur Geschäftemachereien der Bestattungsunternehmen?
 
„Ist ja eigentlich ein typisches November-Thema!“ sagt mir ein Abgeordneter während der Debatte. Stimmt nicht, gestorben wird immer, denke ich und überlege dennoch zum ersten Mal, wie eigentlich meine Meinung zur Urne mit Omis Asche im Wohnzimmer-Regal ist.
So kann der Landtag an einem sonnigen Freitagnachmittag im Mai sogar Grund für intensive Gedanken und Gespräche bis zum November geben, das hat man auch nicht immer!
 
Da ist es dann auch fast unwichtig, dass die Überschrift der Grünen zu dieser Debatte „Sargpflicht aufheben für mehr Weltoffenheit“ nun ja, vielleicht nicht ganz gelungen ist! 

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