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Spott frei Live

Stendal | 15. Oktober 2014

Seit einem guten Monat bin ich nun in der Altmark, in und um Stendal, zwischen Hamburg und Berlin, am äußersten Zipfel der Zivilisation - dem Nordkap Sachsen-Anhalts, sozusagen.


Und es stimmt: Hier gibt es nichts! Erst heute morgen, als ich träge von der alltäglichen Alltäglichkeit meines neuen “Lebens” ins Studio waberte, dachte ich, dass es wohl in jedem durch Ebola bald entvölkerten afrikanischen Staat mehr zu berichten gibt als in der Nicht-Region Altmark.

So langweilig, dass sogar Hund und Katz' friedlich koexistieren

Dabei hätte ich kurz nach meinem Aufbruch in die nordische Prärie bereits durch einen Tweet gewarnt sein können, ja, müssen! - Ein Tweet dessen blanker Hohn in einer scheinbar naiv gestellten Frage aufblitzte, wie der krumme Goldzahn eines der letzten altmärkischen Bewohner beim Schlabbern seiner alltäglichen Blutsuppe:


So ist es.
Tote Hose. In der Altmark und ihren Städten herrschen nicht Verbrechen und Unzucht, hier gibt es keine marodierenden Jugendbanden, die Beethoven hörend Obdachlose totschlagen.

Hier gibt es maximal einen Sparkassenskandal in Millionenhöhe, dessen wahre Auswüchse noch lange nicht bekannt sind.

Hier gibt es nur gelegentliche und kleine Wahlbetrügereien. Deswegen muss die Stadtratswahl im November auch nur einmal wiederholt werden. Alles (bl)öder Zufall.

Hier gibt es lediglich Dinge, die für den Rest der Welt zu absurd sind. Beispiel “Schnöggersburg”:

Komischer Name für eine komische (aber natürlich langweilige) Idee: In der Colbitz-Letzlinger Heide baut die Bundeswehr eine Stadt. So richtig mit eigenen Straßen und Kanalisation und Industriegebiet und U-Bahn-Tunnel und Hunderten Gebäuden. Kosten (angeblich): läppische 100 Millionen Euro. 100 Millionen Euro, um das gegenseitige Totschießen zu üben. Boooring!

Es folgen: die kostenlosen Ironie-Klammern. Bitte auschneiden und nach eigenem Ermessen weiter oben einfügen: “</Ironie an>” ; “</Ironie aus>”.

Gemütlichkeit und Kreativität am Rande der B189 - Rüdiger Steier aus Lüderitz stapelt hier Steine nach asiatischem Vorbild

Es gibt so viele Dinge, die erzählt werden können und müssen.
Sicherlich, es wird neben den oben genannten Skandalen oder Ereignissen recht schwierig, mit der Nachrichtenlage in Magdeburg und Dessau mitzuhalten.

Ein Beispiel gelungener Inklusion: Stefan Henning arbeitete jahrelang in der Lebenshilfe in Tangerhütte. Nun hat er eine Festanstellung auf dem Hof der Klug GbR in Volgfelde bekommen - auf dem ersten Arbeitsmarkt.

Aber Magdeburg und Dessau messen sich wiederum mit Halle, Leipzig und Dresden.
Diese mit Frankfurt, Hamburg, Berlin. Mit Madrid, London, New York und aktuell der Region Guéckédou (und ihren Folgen).

Eine wiederentdeckte Birne, eine gelungene Inklusionsleistung, eine nicht geschlossene Schule, verrostete Kriegsmunition: ja, das wiederum sind ruhige Nachrichten. Aber glücklicherweise besteht unsere Welt nicht nur aus Mord und Totschlag.

Und ganz nebenbei: es macht auch Spaß, von schönen Dingen zu berichten.

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