Alexander Hadjiev und Mervyn Groot proben gerade im Keller
des Meisterhauses Moholy-Nagy. Es sind ungewöhnliche Klänge. Eine Mischung aus Computer und Instrumenten. Alexander spielt Fagott, Goods ist Schlagzeuger. Er hat erst vor wenigen Tagen entdeckt, dass die aus Beton gestalteten Regale toll klingen, hat Mikrofone befestigt und trommelt nun quasi in den Regalen. Genial.
Aus Bulgarien und Holland stammen die Beiden, die vor allem in eine Schublade passen: sehr
sympathisch. Beide haben Musik studiert und sind die ersten jungen Männer die
ein Vorhaben der Stiftung Bauhaus umsetzen dürfen. Nämlich Künstlern ein
zeitweiliges zuhause zu geben, damit sie von den Meisterhäusern und dem Bauhaus
inspiriert, ganz in Ruhe ihren künstlerischen Intentionen nachgehen können. In
Fall der jungen Männer also komponieren. Und im Rahmen des Weill Festes können
sie die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren.
Die 26 und 28jährigen Männer leben seit Anfang Februar in Dessau. Im Haus Muche hat jeder seinen eigenen Raum. Notdürftig eingerichtet mit Tisch, Stühlen, Computer, ein paar Trommeln. Klar liegen da
auch ein paar Getränkbecher und eine leere Keksschachtel rum. Kreativität macht
ja auch hungrig. Natürlich haben sie sich über den Bauhaus -Meister informiert in dessen Wohnung sie zeitweise leben. Zumindest tagsüber, denn übernachtet wird in einer Bauhaus Wohnung. In
dem schwarz gestrichenen Muche Schlafzimmer habe er es nur eine Nacht
ausgehalten erzählen sie, dann sei er in ein anderes Zimmer gezogen. Und der Fußboden,
der sei noch Original.
Die Stille des Hauses habe Ihnen gut getan, habe ihre
musikalischen Gedanken beflügelt. Alexander hat zur Musik auch ein Video
gedreht. Seine Oma spielt darin mit. Seit 10 Jahren lebt er in Deutschland,
spielt zusammen mit dem Ensemble Modern, das bereits mehrfach beim Weill Fest
aufgetreten ist. Auch Mervyn spielt dort mit.
Und Dessau. Ruhig sei es hier meint Alexander. Und manche Ecken hätten ihn an seine
bulgarische Heimat erinnert. Aber die Leute hier seien total nett. Er war krank, musste zum Arzt.
Dort hätte man sich rührend um ihn gekümmert. Sie fühlen sich wohl , das merkt man.
Georg Muche wurde 1895 in Quertfurt geboren, wuchs in der Rhön auf. 1920 berief ihn Walter Gropius
als jüngsten Meister an das Staatliche Bauhaus in Weimar. Dort beschäftigte er sich zunächst mit
Organisationsfragen und dem pädagogischen Aufbau, dann leitete er bis 1925 als Formmeister
die Weberei.
Auch in Dessauarbeitete Muche von 1925 bis 1927 als Leiter der Weberei. 1926 wurde in der Siedlung Dessau-Törten nach seinen und den Plänen des Architekturstudenten Richard Paulick das Stahlhaus errichtet. Nach internen Auseinandersetzungen verließ Muche das Bauhaus 1927 und unterrichtete danach bis 1930 an der von Johannes Itten 1926 gegründeten privaten Ittenschule
Moderne Kunstschule Berlin.Muche starb 1987 am Bodensee. ( Quelle: Bauhaus-Archiv
e.V. / Museum für Gestaltung, Berlin)